Alle Männer, sowohl die Jungen, als auch die Alten, haben ihre Gesichter tätowiert...
Als dem Sohn des Herrschers, Shan Hang von Sya eine Mutprobe gewährt wurde, in Kwaiji, wurde von ihm gesagt, er habe sein Haar abgeschnitten und seinen Körper tätowieren lassen um Schaden durch einen großen Drachen zu vermeiden. (XVIII. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung)
Heutzutage macht es den Tauchern von Wo (Japan) viel Freude in den Fluten zu tauchen um Fische zu fangen und Muscheln zu sammeln. Mit ihren Tattoos überraschen sie große Fische, die auftätowierten Wasserlandschaften lenken diese ab und schützen die Taucher vor ihren Attacken. Der Zweck dieser Tätowierungen wechselte später zu dem, der Dekoration. Die Muster differenzierten von Landstrich zu Landstrich. Sie tauchen auf der linken oder rechten Seite des Körpers auf und sie sind entweder groß oder klein. Diese Unterschiede drücken die soziale Rangordnung aus.
(aus Gishi Wajin Den, der ältesten, ausführlichsten Niederschrift des alten Japans. III. Century A.D.)
Die Japaner leben hauptsächlich von Meeresprodukten. Fleisch als Nahrungsmittel kam erst durch den westlichen Einfluss, ungefähr vor nicht viel mehr als hundertzwanzig Jahren, in Frage. Ein nicht sehr bekannter Fakt, der nicht unwichtig ist, wenn man in die Mythologie dieses faszinierendes Landes eintauchen möchte um Dinge wie das I Ging und andere Weisheiten dieses ruhigen Landes kennen zu lernen und für sich zu nutzen (gesprochen wird von der Zeit vor 1960). Daher die starke Verbundenheit der japanischen Religion, Geschichte und Mythologie mit dem Meer.
Das Lebenselixier Wasser selbst inspirierte daher die japanische Kunst, Poesie und Philosophie natürlich mehr als alles andere.
(Einer der herausragendsten Künstler ist z.B. Kuniyoshi XVIIII. Jahrhundert)
Ich möchte hier ein wenig auf die hintergründigsten Wesenheiten der japanischen Mythologie eingehen.
Eben solche die aus der japanischen Tätowierungswelt nicht wegzudenken sind, weil sie einen hohen mythologischen Wert haben.
- Einmal der Koi Karpfen und seine Bedeutung: -
Der Koi steht für Lebenssinn/ziel und romantische Liebe.
Zwei Karpfen zusammen repräsentieren Langlebigkeit, glücklich verheiratetes Leben und viel Nachkommenschaft.
Ein Karpfen repräsentiert Stärke, Courage und Beharrlichkeit.
Fischarten allgemein repräsentieren gute Gesundheit, viel Glück und Nahrungsüberfluss.
- Eine alte Legende, die von den Chinesen erzählt wird, besagt, dass der Karpfen mit der größten Ausdauer und Kampfesstärke das Drachentor überspringen kann und dann in einen Drachen verwandelt wird, um daraufhin immerwährende Glückseligkeit zu genießen. -
Was mich zu einer interessanten These verleitet hat:
Diese Legende von dem Karpfen mit der größten Ausdauer und Kampfesstärke, lässt mich unweigerlich Parallelen zu den Lachsen des Nordens und den Strapazen, die sie auf sich nehmen um an ihre Laichplätze, dem Ort ihrer Geburt, zurück zu kehren, denken. Das Drachentor wären dann kleinere Wasserfälle, die sie überspringen müssen um das Ziel zu erreichen, ihrem Laichplatz. Die Verwandlung wäre dann gleichzusetzen mit dem Laichen. Die Glückseligkeit bestünde aus der erleichternden Gewissheit, den instinktuellen Zwang nicht mehr zu spüren und die Art erhalten zu haben. Wenn die Lachse die Laichplätze verlassen, haben sie eine rötliche Färbung. Stellte man sich vor, ein Chinese wäre Zeuge dieser Wanderung geworden, hätte ihre riesigen Sprünge beobachtet, die unermüdlichen Versuche, bis zum Scheitern oder zum Erreichen ihres Ziels, dann würde man spätestens bei der optischen Begutachtung der Lachse nach dem Ablaichen farbliche Ähnlichkeiten mit dem Koi Karpfenmuster entdecken können. Diese Parallele könnte eigentlicher Ursprung der Koi Legende sein. Die Färbung der Lachse war (nachdem sie ihre Laichplätze erreicht hatten) selbst den Wissenschaftlern bis in neuere Zeit noch ein Rätsel.
- Der Drache und seine Bedeutung: -
Von den Drachen hieß es, dass sie dafür verantwortlich sind, welche Richtung die Flüsse nehmen. Der Herrscher aller Seen (und Meere) ist Ryujin, der Drachenkönig. Der Sage nach, lebt er in einem wundervollen Palast auf dem Grund der Meeres.
Drachenkönig und Fischermädchen sind ein beliebtes Tätowiermotiv. In der Sage stiehlt das Fischermädchen Juwelen vom Besitz des Drachenkönigs. Magische Juwelen mit denen man die Gezeiten regeln konnte und welche die spirituelle Wesenheit / Essenz des Universums beinhalteten. Der Drachenkönig folgte ihr, als sie es merkte, schlitzte sie sich mit ihrem Messer die Seite auf und versteckte das Juwel darin, da es wusste, dass der Drache kein totes Fleisch angriff. Dann trieb es in den Fluten davon.
Am eindrucksvollsten erschien mir ein Dokumentarbericht im Fernsehen, den ich vor Jahren zufällig verfolgte. Bestes Beispiel dafür, dass der Stellenwert der Mythologie und Einhalten alter Riten auch im modernen Japan dem Beton nicht weichen. Industriechefs und Manager bauen ganze Imperien auf indem sie alte Schwertkampfregeln der Samurai als Taktik und Grundlagen ihrer Erfolgspolitik verwenden. Die Kunst besteht einzig und allein im Umdenken dieser Regeln auf moderne geschäftliche Konfrontationen (Musashi).
In dem Film ging es darum, dass ein Wolkenkratzer mit amerikanischen Ausmaßen gebaut werden sollte. Die Planer gehörten zu der jüngeren Generation, die sich nicht allzu sehr um die heiligen Riten zu kümmern schienen. Es dauerte nicht lange und sie lagen im Clinch mit Samurai und Yakuza die höchsten Wert auf Tradition legten.
Das Hochhaus stünde genau im Weg des Drachen. Den Weg den er seit Generationen in bestimmten Zeitabschnitten nahm. Die Flugbahn war aufgrund der genauen Angaben in der Überlieferung aufs genaueste berechnet worden. Verbaute man ihm den Weg, würde es Unglück bringen.
Es entfachte sich kein großartiger Streit, was wohl auch gesünder für die Juppies war. Da man den Weg des Drachen so genau berechnet hatte, baute man eine tunnelartige Fundamentkonstruktion die den Ausmaßen des Drachens entsprach und setzte erst darauf dann das eigentliche Hochhaus, womit jeder zufrieden war. Ein Land indem den Mythen und den Legenden der Ahnen auch in der Gegenwart noch so viel Bedeutung beigemessen wird, hat glaube ich, unsere Hochachtung verdient.
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